Physiotherapie
Was hat eigentlich Astrid Lindgren mit Physiotherapie zu tun?
Eine ganze Menge!
Astrid Lindgren zeigt in ihren Büchern eigenständige und selbstbewusste Kinder.
Sie erleben aufregende Abenteuer und turnen und toben durch ihre Geschichten.
Sie hören, riechen, sehen und schmecken alltägliche und seltsame Dinge.
Sie handeln voller Selbstvertrauen, erproben ihre Fähigkeiten und Kräfte und finden eigenständige und interessante, oft auch kuriose Lösungen für ihre Vorhaben.
Alle Kinder erleben, handeln und lernen mit allen Sinnen.
Den Schülerinnen und Schülern der Astrid Lindgren Schule helfen dabei,
ergänzend zum Unterricht Physiotherapeutinnen, die über Zusatzausbildungen in Sensorischer Integration, Psychomotorik und Bobath-Therapie verfügen.
In hellen und großzügig gestalteten Räumen findet Einzel und Gruppentherapie statt.
Die Räume sind mit vielfältigen Sport- und Spielgeräten ausgestattet, bunt und spannend, so daß schon von daher der Spiel und Erlebnisdrang angeregt wird.
Es finden sich hier beispielsweise eine Riesenschaukel, Klettergeräte, Matten, ein Trampolin und Rollbretter.
Es gibt aber Nischen für Entspannung, Ruhe und Geborgenheit in selbstgebauten Höhlen, in Kissen und Säcken.
Das von Astrid Lindgren so anschaulich beschriebene kindliche Handeln findet sich in den von den Krankengymnastinnen angeleiteten Therapien wieder.
Am Beispiel der Sensorischen Integration zeigt sich, was und wie unterschiedlich Kinder mit ihren Sinnen lernen.
Sensorische Integration heißt mit allen Sinnen lernen.
Für den einen Schüler bedeutet das, den Körper in der Senkrechten wahrzunehmen, sich aufzurichten und das Gleichgewicht zu halten.
Eine andere Schülerin krabbelt durch einen Tunnel, sie sammelt Körper- und Raumerfahrung aus einer völlig anderer Perspektive.
Handgeschicklichkeit und Hand-Auge-Koordination erproben sie beim Hantieren mit Rasierschaum und beim Schleife binden.
Geheimnisvolle Gegenstände (Steine, Bohnen, Muscheln) sollen mit verbundenen Augen ertastet und erkannt werden.
Während die Sensorische Integration die grundlegende Wahrnehmung der Kinder fördert, werden bei der Psychomotorik die so gewonnenen Fähigkeiten in Spielzusammenhängen erprobt und erlebt.
Beispielsweise wird aus der großen Schaukel mit Seilen und Tüchern ein Phantasieschiff gebunden und geknotet.
Zu guter Letzt muß "der Fahrensmann auf dem Schiff einen Sturm überstehen".
Ein Kind mit solchen Spielerfahrungen wird selbstbewusst neue Herausforderungen suchen und sich ihnen stellen.
Auftretenden Schwierigkeiten begegnet es zunehmend mit phantasievollen, eigenständigen Lösungen.
Eine weitere große Herausforderung finden die Krankengymnastinnen in der Behandlung der Kinder und Jugendlichen mit angeborenen und erworbenen Störungen des zentralen Nervensystems (Spastiken, Athetosen, Ataxien, Muskelerkrankungen und Lähmungen).
Diese Schüler werden nach dem Bobath-Konzept behandelt.
Mit Hilfe der Behandlung soll der Schüler seine Bewegungsfähigkeiten erhalten und erweitern, um so seine größtmögliche Selbstständigkeit in seinem Lebensumfeld zu erreichen.
Im Unterschied zu anderen krankengymnastischen Therapien gibt es beim Bobath-Konzept keine festgelegten Übungen.
Im Vordergrund stehen immer individuelle und alltagsbezogene therapeutische Aktivitäten.
Sie betreffen Bereiche wie Kommunikation, Nahrungsaufnahme, Ein- und Auskleiden, Fortbewegung und Spiel.
Lagerung und Entspannung gehören ebenfalls in diesen praktischen Bereich.
Die Krankengymnastinnen kümmern sich auch um die Hilfsmittelversorgung.
Sie beraten und helfen bei der Auswahl geeigneter Geräte wie Orthesen, Rollstühlen, Stand- und Gehhhilfen.
Die Krankengymnastinnen arbeiten mit den Ärzten der Schüler und externen Therapeuten, auch Logopäden und Ergotherapeuten zusammen.